An das Elsass grenzen Baden-Württemberg und im Süden die drei Schweizer Kantone Jura, Basel-Stadt und Basel-Landschaft. An einer Gesamtzahl von 22 000 Grenzgängern, die im Departement Bas-Rhin leben, lässt sich ablesen, dass es umfangreiche Grenzgängerströme nach Deutschland gibt. Für die Arbeitnehmer in der Région Grand Est scheinen nach Luxemburg auch die beiden Basler Kantone besonders attraktiv zu sein. Im Departement Haut-Rhin beläuft sich die Zahl der Grenzgänger insgesamt auf 40 400. Neben der Bewahrung des elsässischen Dialekts wird in den beiden Departements vor allem den Deutschkenntnissen große Bedeutung beigemessen. Neben Englisch wird im Grenzgebiet vom Kleinkindalter an und während der gesamten Schulzeit das Lernen von Deutsch als erstrebenswertes Ziel angesehen.

Zur Förderung des Austauschs zwischen den Grenzgebieten wurden konkret folgende Kooperationen ins Leben gerufen:

  • Der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau, der vor allem die Eurométropole de Strasbourg und den Ortenaukreis umfasst, ist ein 2010 geschaffener Kooperationsraum. Da eines der wichtigen Themen in diesem Eurodistrikt die Mehrsprachigkeit ist, wurde folgerichtig ein Fonds zur Unterstützung der deutsch-französischen Zweisprachigkeit eingerichtet. Ziel ist es, Projekte zu fördern, die auf das Lernen der Sprache des Nachbarn im Gebiet des Eurodistrikts ausgerichtet sind. Mit dem Fonds werden die Fahrtkosten im Rahmen der Austausche zwischen deutschen und französischen Schülerinnen und Schülern zu 100 % erstattet.
  • Die Oberrheinkonferenz, die als institutioneller Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit an der Grenze zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland fungiert, führt seit 30 Jahren in allen diesen drei Ländern entsprechende Kooperationsprojekte durch. 2013 wurde eine Oberrhein-Charta zur Förderung der Mehrsprachigkeit unterzeichnet. In ihr wird empfohlen, dem Erwerb der Sprache des Nachbarn in der Vor- und Grundschule sowie in den Sekundarstufen I und II besondere Bedeutung zu schenken. Um die Ergebnisse der eingeleiteten Maßnahmen im Sinne einer gemeinsamen Bildungspolitik zu prüfen, finden regelmäßige Treffen zwischen deutschen, französischen und Schweizer Partnern und Bildungsverantwortlichen statt.

In der École maternelle (Kindergarten/Vorschule) und der École élémentaire (Grundschule)

Über die Schulverwaltungsbehörde Académie de Strasbourg unterstützen die Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin die Bewahrung der elsässischen Dialekte und die bilinguale Bildung (Deutsch und Französisch) ab dem Kleinkindalter. In diesem Rahmen wird der interkulturelle Austausch gefördert. Auch einige andere Kindergärten in Straßburg nehmen Kinder aus Kehl auf.

„Eltern Alsace“eine Vereinigung von Elternvertretern, die 1995 gegründet und vom französischen Bildungsministerium anerkannt wurde, fördert und unterstützt alle Initiativen, die darauf abzielen, das Erlernen der deutschen Sprache zu erleichtern.
http://www.eltern-bilinguisme.org/fr

Von den Écoles maternelles (Kindergärten/Vorschule) bis zu den Collèges (Sekundarstufe I): die bilingualen Klassen im elsässischen Schulverwaltungsbezirk Académie de Strasbourg

Die bilingualen Klassen im Elsass gibt es von den Écoles maternelles bis zu den Collèges in zwei Formen: verstärkter Deutschunterricht oder zweisprachiger Unterricht mit paritätischer Verteilung der Unterrichtsstunden.

Verstärkter Deutschunterricht

Beinahe alle Schüler/-innen, die nicht am zweisprachigen Unterricht mit paritätischer Verteilung der Unterrichtsstunden teilnehmen, erhalten in der Grundschule verstärkten Deutschunterricht: 3 Std./Woche Deutsch statt 1,5 Std. in der nationalen Stundentafel.

Zweisprachiger Unterricht mit paritätischer Verteilung der Unterrichtsstunden

Einen solchen Unterricht erhalten im Schulverwaltungsbezirk Académie de Strasbourg mehr als 16,2 % der Schüler/-innen an öffentlichen und privaten (aber gleichwohl per Vertrag in das staatliche Schulsystem integrierten) Grundschulen: Das waren im Schuljahr 2017/2018 insgesamt 29 000 Schülerinnen und Schüler.

Der zweisprachige Unterricht mit paritätischer Verteilung der Unterrichtsstunden wird zur Hälfte in der Regionalsprache (12 Std.) und zur anderen Hälfte auf Französisch erteilt (12 Std.). Geleitet wird der Unterricht in der Regel von zwei Lehrkräften. Im Lehrplan vorgesehen sind dabei Sprachunterricht und Fachunterricht auf Deutsch.
Bei der „Regionalsprache“ handelt es sich sowohl um den Dialekt als auch um Hochdeutsch, da die schriftliche Form des elsässischen Dialekts das Hochdeutsche ist. Diese zweite Form der Regionalsprache wird in den zweisprachigen Klassen im Elsass unterrichtet.

Die pädagogischen Grundätze: Immersion, offene Arbeit und Kontinuität

In den zweisprachigen Klassen findet das Lernen nach der Immersionsmethode statt: Die Kinder sind in ständigem Kontakt mit der Sprache. Dieses „Sprachbad“ ermöglicht es ihnen, nach und nach ganz natürlich in dieser Sprache kommunizieren zu können. Der zweisprachige Unterricht erstreckt sich über einen halben oder einen ganzen Tag.
Einige Klassen werden auch mittels des aus Deutschland stammenden pädagogischen Konzepts der offenen Arbeit unterrichtet, bei dem der Schwerpunkt auf individualisiertem Unterricht und persönlichen Lernplänen liegt.

Die Schulverwaltungsbehörde (Académie) muss die Kontinuität des Deutschlernens von den Écoles maternelles (Kindergarten/Vorschule) bis zu den Collèges (Sekundarstufe I) gewährleisten.

Die öffentlichen Écoles maternelles mit paritätischem Unterricht

In den Écoles maternelles werden alle Sachfächer in beiden Sprachen unterrichtet.

74 bilinguale Écoles maternelles im Departement Bas-Rhin (Straßburg, Wissembourg, Haguenau, Molsheim)
120 bilinguale Écoles maternelles im Departement Haut-Rhin (Colmar, Mulhouse, Munster, Saint-Louis, Village-Neuf)

Eine Übersicht über die bilingualen Écoles maternelles finden Sie auf der Website der Schulverwaltungsbehörde Académie de Strasbourg
https://www.ac-strasbourg.fr/delecoleausuperieur/cursus-bilingue-allemand/

Die bilingualen Kindergärten und Grundschulen des Trägervereins ABCM-Zweisprachigkeit: Bilinguale deutsch-französische Kindergärten und Grundschulen mit paritätischem Unterricht.

Die im Elsass liegenden Kindergärten und Schulen des dem Prinzip der Zweisprachigkeit verpflichteten Vereins ABCM (Association pour le Bilinguisme en Classe dès la Maternelle) setzen sich für einen frühen Sprachunterricht ein. Bis zum siebten Lebensjahr sind Kinder für Sprachen am empfänglichsten. Daher bieten die Kindergärten und Grundschulen ab der ersten Stufe (petite section: Kinder von 3 bis 4 Jahren) des Kindergartens bis zur 5. Klasse (CM2) immersiven Sprachunterricht an. Die Schüler/-innen lernen Elsässisch und Deutsch. Jede Klasse hat zwei Lehrkräfte (eine für Elsässisch und eine für Deutsch), die alternierend mit einer identischen Stundenzahl unterrichten.

Kindergärten bzw. Grundschulen von ABCM gibt es in zahlreichen elsässischen Gemeinden: Schweighouse-sur-Moder, Haguenau, Saverne, Straßburg, Rhinau/Gerstheim, Ingersheim, Moosch.

Übersicht über die Kindergärten und Grundschulen des Vereins ABCM-Zweisprachigkeit im Elsass und in Lothringen
http://www.abcmzwei.eu/carte-des-ecoles/

Die öffentlichen bilingualen Grundschulen mit paritätischem Unterricht

In den ersten drei Grundschuljahren (CP, CE1, CE2) werden alle Sachfächer zu gleichen Teilen auf Französisch und Deutsch unterrichtet. Das Lesenlernen erfolgt auf Französisch und auf Deutsch mit einer französischen und einer deutschen Lehrkraft. Dasselbe Prinzip findet in den beiden letzten Grundschuljahren (CM1, CM2) Anwendung.

83 bilinguale Grundschulen im Departement Bas-Rhin (67)
89 bilinguale Grundschulen im Departement Haut-Rhin (68)

Eine Übersicht über die bilingualen Grundschulen finden Sie auf der Website der Schulverwaltungsbehörde Académie de Strasbourg:
https://www.ac-strasbourg.fr/delecoleausuperieur/cursus-bilingue-allemand/

Die ABCM-Grundschulen:

Die Schüler/-innen lernen Deutsch und Französisch mit zwei Lehrkräften pro Klasse (einer deutschen und einer französischen), die alternierend mit einer identischen Stundenzahl unterrichten.