Die Mehrsprachigkeit in Luxemburg

In sprachlicher Hinsicht ist in Luxemburg eine besondere Konstellation gegeben. Während die Landessprache Luxemburgisch ist, haben Französisch, Deutsch und Luxemburgisch nebeneinander den Status einer Verwaltungs- und Rechtssprache. Die Mehrsprachigkeit wird durch den hohen Anteil an Ausländern an der Gesamtbevölkerung verstärkt, die vor allem Portugiesisch und Englisch sprechen.

Entsprechend dieser besonderen Rahmenbedingungen zeichnet sich das luxemburgische Bildungssystem dadurch aus, dass es den Sprachen während der gesamten Schulzeit große Bedeutung beimisst. Das Lernen mehrerer Fremdsprachen beginnt bereits im Kleinkindalter, und die Hälfte der in Schulen verbrachten Zeit ist dem Sprachenlernen gewidmet. In allen Sachfächern hängt der Erfolg in großem Maße davon ab, inwiefern die Schüler/-innen die Sprachen beherrschen, in denen diese Fächer unterrichtet werden.

Im allgemeinbildenden Sekundarunterricht

Bei den Gymnasien (Lycées/Lyzeen) wird zwischen allgemeinbildenden und technischen Gymnasien unterschieden.
Nach dem Ende von Stufe 4 des Elementar- und Primarbereichs (10, 11 Jahre) wird eine dieser Schulformen gewählt. Es handelt sich mehrheitlich um öffentliche Gymnasien (35). Die privaten Gymnasien (5) ihrerseits verfolgen dieselben Lehrpläne, bieten jedoch gleichzeitig spezielle Klassen an. Im Sekundarbereich hat Luxemburgisch einen marginalen Stellenwert.

Unterstufe (7.-9. Klasse)

In der Unterstufe des Sekundarbereichs (12-15 Jahre) ist Deutsch die Verkehrssprache für alle Sachfächer, mit Ausnahme des Französisch- und des Mathematikunterrichts. Dass zunächst Deutsch als Verkehrssprache für die anderen Fächer fungiert, ist eine Vorschrift im luxemburgischen Bildungssystem: Danach wird nach und nach Französisch zur Unterrichtssprache für die Sachfächer.
Englisch wird ab der der 8. Klasse im sogenannten „modernen“ Zug des Sekundarbereichs und ab der 9. Klasse im „klassischen“ Zug unterrichtet.

Die speziellen Klassen in der Unterstufe des Sekundarbereichs:
  • ALLET-Klassen: Verstärkter Deutschunterricht
    Wenn Schüler/-innen über sehr gute Französisch- und Mathematikkenntnisse verfügen, aber im Deutschen Lücken haben, können sie eine Klasse mit Intensivierungsstunden für Deutsch besuchen (ALLET-Klasse). Damit die Schüler/-innen in der 10. Klasse den normalen Unterricht besuchen können, werden in der ALLET-Klasse zwei Deutschstunden mehr gegeben.
  • „FRANÇAIS+“-Klassen:
    Wenn Schüler/-innen über sehr gute Deutsch- und Mathematikkenntnisse verfügen, aber im Französischen Lücken haben, können sie eine Klasse mit Intensivierungsstunden für Französisch besuchen. Damit die Schüler/-innen in der 10. Klasse den normalen Unterricht besuchen können, gibt es in diesen Klassen einen verstärkten Französischunterricht.
  • Vorbereitungsklassen für die internationalen Zweige: 
    Die Vorbereitungsklassen für Englisch (7. bis 9. Klasse) bereiten die Schüler/-innen auf die internationalen Zweige (6 Wochenstunden Englisch) vor.

Oberstufe (10. bis 13. Klasse, 15 bis 18 Jahre)

Ab der 10. Klasse werden alle Sachfächer auf Französischunterrichtet (mit Ausnahme des Deutsch- und des Englischunterrichts).
Ab der 11. Klasse können die Schüler/-innen eine vierte lebende Sprache wählen: Italienisch, Spanisch oder Portugiesisch.

Die europäischen Zweige:

Einige Gymnasien bieten europäische Zweige an (Englisch, Spanisch oder Deutsch). Sie werden mit dem Abitur abgeschlossen, einhergehend mit dem Vermerk „Europäischer Zweig“, der ein in Europa anerkanntes Sprachniveau bescheinigt.
Dieser Zweig umfasst drei Jahre und besteht aus verstärktem Fremdsprachenunterricht und Fachunterricht in der jeweiligen Fremdsprache (zum Beispiel in Geschichte/Geografie).

Eine Übersicht über die Gymnasien in Luxemburg finden Sie auf der Website des Ministeriums für Bildung, Kinder und Jugend:
http://www.men.public.lu/catalogue-publications/fondamental/passage-fondamental-es-est/que-faire-apres-la-4eme/fr.pdf

Die internationalen Schulen

Luxemburg ist seit Beginn der europäischen Integration Sitz einer ganzen Reihe von europäischen Institutionen sowie zahlreicher Banken und internationaler Unternehmen. Neben dem „klassischen“ Bildungssystem gibt es in Luxemburg internationale – vorwiegend anglophone und frankophone – schulische Einrichtungen, die ihr Angebot gezielt auf die Kinder von in Luxemburg lebenden Ausländern ausgerichtet haben. Diese Schulen decken teilweise die gesamte Schulzeit vom Elementarbereich bis zum Sekundarbereich ab.

  • Internationale Schule in Differdingen
    Die École internationale de Differdange (EIDD) wurde im September 2016 eröffnet. Die EIDD ist die erste öffentliche internationale Schule, deren kostenloses Bildungsangebot das gesamte Spektrum vom Elementarbereich bis zum Sekundarbereich abdeckt. An der EIDD gibt es zwei Sprachzweige, einen französischen und einen englischen. Abgesehen vom Sprachunterricht werden alle Sachfächer in der Sprache des gewählten Zweigs unterrichtet (Englisch oder Französisch).
    http://portal.education.lu/eid/
  • Lycée Vauban:
    Das französische Gymnasium (Collège (Sekundarstufe I) und Lycée (Sekundarstufe II)) richtet sich an französischsprachige Schüler/-innen aus allen Ländern. Alle Schüler/-innen lernen ab der 6. Klasse gleichzeitig Englisch und Deutsch. Die Schule bietet die europäischen Zweige „Englisch“ und „Deutsch“ sowie die internationalen Zweige „Englisch“ und „Deutsch“ an.
    https://www.vauban.lu/
  • Deutsch-Luxemburgisches Schengen-Lyzeum in Perl (SLP) (Sekundarstufen I und II):
    Das im Saarland an der deutsch-luxemburgischen Grenze liegende Schengen-Lyzeum in Perl hat die gemeinsame Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern verschiedener nationaler Herkunft zum Ziel (Abkommen zwischen der Regierung des Großherzogtums Luxemburg und der Regierung des Saarlandes). Das SLP vereint in sich Elemente beider Schulsysteme. Die Unterrichtssprache ist in der überwiegenden Mehrheit der Fächer Deutsch. Einige Fächer werden auf Französisch unterrichtet. In den Klassenstufen 5 und 6 steht das Unterrichtsfach Luxemburgisch im Lehrplan (1 Wochenstunde). Englisch wird ab der 7. Klasse unterrichtet. Die Anerkennung der an der Schule erworbenen Zeugnisse und Abschlüsse wird von beiden Ländern garantiert.
    http://www.schengenlyzeum.eu/
Europäische Schulen

Diese Schulen führen zum Europäischen Abitur.

Mit dem Europäischen Abitur wird der Abschluss der Sekundarschulbildung an einer Europäischen Schule bescheinigt. Es ist in allen Ländern der Europäischen Union und auch in einer Reihe weiterer Länder offiziell als Zugangsqualifikation zum Hochschulstudium anerkannt.

Europäische Schule Luxemburg 1 (Luxemburg-Kirchberg)
Europäische Schule Luxemburg 2 (Bertrange-Mamer)
Beide Europäischen Schulen bieten englische, französische und deutsche Zweige vom Kindergarten bis zum Abitur. Die Schüler/-innen werden entsprechend ihrer Nationalität automatisch entweder von der Europäischen Schule Luxemburg 1 (10 Nationalitäten) oder der Europäischen Schule Luxemburg 2 (10 andere Nationalitäten) aufgenommen.
http://www.euroschool.lu

Gymnasien, die zu einem Internationalen Abitur führen

Beim Internationalen Abitur (International Baccalaureate – IB) handelt es sich um ein klassisches Abitur (allgemeinbildender Abschluss), das in 140 Ländern der Welt erworben werden kann. In Luxemburg werden die Zweige Französisch und Englisch angeboten. Das Curriculum richtet sich an junge Menschen, die vor Kurzem ins Land gekommen sind, sowie an junge Menschen, die sich für eine anspruchsvolle Sekundarschulbildung auf Französisch oder Englisch interessieren.

Englische A-Level-Klassen

St. George International School Luxembourg (Privatschule)
An der St. George International School werden Schüler von 3 bis 18 Jahre unterrichtet. Unterrichtssprache ist Englisch, und als Zweit- bzw. Drittsprache stehen Französisch und/oder Deutsch zur Auswahl. Der Unterricht bereitet auf die Abschlüsse IGCSE (International General Certificate of Secondary Education) und Advanced Level (A-Level) vor, die den Zugang zu Hochschulen auf der ganzen Welt ermöglichen.
http://www.st-georges.lu/ 

Gymnasien mit einem speziellen pädagogischen Konzept:

Diese öffentlichen Einrichtungen des allgemeinbildenden und technischen Sekundarschulbereichs haben einen besonderen Status zur Erprobung innovativer pädagogischer Konzepte. Sie bieten dieselben Curricula an und bereiten auf die gleichen Abschlüsse vor wie die „klassischen“ weiterführenden Schulen.

  • Gymnasium Ermesinde Mersch: 
    Das Gymnasium zeichnet sich durch sein Bildungskonzept und die partizipative Unterrichtsgestaltung aus und weniger durch die Besonderheit der an ihm unterrichteten Fächer. Förderpädagogik und Lernen von Fremdsprachen in Sachfächern.
    http://www.lycee-ermesinde.lu/